Es gibt Tage, da kommt man zu gar nichts. Da fängt man eine Aufgabe an, nur um umgehend wieder in Gedanken zu versinken. In Gedanken an Menschen, Begebenheiten und über das Leben an sich. Heute ist wieder so ein Tag.
Am Morgen haben wir erfahren, dass eines unserer Mitglieder verstorben ist. Bei einer Genossenschaft mit 700 Haushalten und damit etwas über 1.600 Menschen sind alle Lebensphasen vertreten: Hochzeiten, Trennungen, Geburten, schwere Krankheiten und eben auch Todesfälle.
Als wir das Kartoffelkombinat vor dreieinhalb Jahren gründeten, sprachen wir natürlich auch über diese Seite des Projekts. Das Leben ist wie ein Bahnhof, die einen kommen an, die anderen müssen wieder gehen. So ist es nunmal. Wenn man aber direkt mit den persönlichen Schicksalen konfrontiert wird, wenn Menschen nicht mehr da sind, mit denen man gemeinsame Erlebnisse teilt und die das Kartoffelkombinat geliebt und unterstützt haben, dann ist plötzlich alles nicht mehr so rational und abgeklärt. Dann werden unsere Herzen schwer, die Mägen krampft sich zusammen und eine tiefe Traurigkeit breitet sich aus. Heut ist also wieder so ein Tag, an dem die Gedanken über die Aufgaben siegen. Und eigentlich ist das nicht „zu nichts kommen“, sondern „sich mit dem Wesentlichen beschäftigen“.
In den letzten drei Jahren wurden wir Zeugen von persönlichen und familiären Schicksalen. GenossInnen, LebenspartnerInnen und Kinder unserer Haushalte und andere Weggefährten verließen diese Welt – aus freien Stücken oder gegen ihren Willen. Immer wieder erstaunt uns, wie kraftvoll und gleichzeitig feinfühlig die Angehörigen mit solchen Situationen umgehen. Die Sichtweise, dass „Lebenskreise vollendet werden“ und für einen selbst das Leben weitergeht – aber eben anders – unterstreicht unser aller (kurzes) Gastspiel auf diesem Planeten:
„Ich wollte diese Woche die Kiste nehmen, das ist auch etwas was mich mit T. verbindet, und selbst wenn ich das Gemüse verschenke. Auch G. kann seine Kiste wie immer abholen, ich bereite alles vor, diese Aufgaben zeigen mir auch, dass das Leben weitergeht.“
Daran wie wichtig es ist, nach der Trauer wieder bewusst am Leben teilzunehmen, erinnert uns ein anderer Gedanke, den wir vor einiger Zeit zusammen mit der traurigen Nachricht erhalten haben:
„Ich wünsche euch Glück, Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg und vor allem schiebt das, was ihr tun wollt nicht auf, denn das Leben nimmt oft plötzliche Wendungen und dann kann man es nicht mehr tun.
Ihr leistet einen großen Beitrag zur Veränderung auf der Welt und dafür danke ich euch von ganzem Herzen.“
Darum: Sagt denjenigen die Ihr liebt, dass Ihr sie liebt. Lehrt Euren Kindern, dass es das Wichtigste auf der Welt ist, anderen zu helfen. Seid demütig vor der Größe des Lebens, nehmt Euch nicht zu ernst. Verlasst die Welt besser als Ihr sie vorgefunden habt … und dazwischen: lebt!
Unsere Gedanken sind bei Euch liebe M.C., lieber S., liebe A. und allen Angehörigen.