Die Idee der Genossenschaft geht auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen zurück, der am 30. März 1818 geboren wurde. 200 Jahre später ist das Prinzip wieder in aller Munde: Heute sind in Deutschland über 20 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft, weltweit sind es sogar über eine Milliarde.
Ob als Mikrofinanzierung von Kleinbauern oder als Carsharing in Großstädten: Die Idee und Praxis der „Genossenschaft“ hat sich weltweit so stark verbreitet, dass sie von der UNESCO vor anderthalb Jahren in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Gemeinwohl statt Profitorientierung
„Die Genossenschaft ist da, um ihre Mitgliederbetriebe zu fördern und nicht um Profit zu maximieren, und das ist auch bis heute der große Unterschied, und das bleibt wohl auch noch der große Unterschied in der Zukunft, wenn wir uns angucken, wie wir uns auch in sehr modernen Genossenschaften heute bewegen, dann geht man doch von diesen Prinzipien nicht weg. Man kann in vieler Hinsicht professionalisiert haben, aber die Überlegungen, wie man eben die Gewinne verwendet und wie man die Mitglieder beteiligt, sind eigentlich immer die Gleichen“, erklärt Markus Hanisch, Professor für Genossenschaftswesen an der Humboldt-Universität Berlin.
Lange galten Genossenschaften jedoch als angestaubt, wenig sexy. Doch spätestens seit der Finanz- und Schuldenkrise gewinnen sie wieder an Attraktivität und es gründen sich viele neue, in unterschiedlichen Bereichen. Die Genossenschaften zeigen, dass sich Solidarität, Gemeinwohl und Gewinn nicht ausschließen.
Hier ein paar positive Beispiele in München und überregional:
- Wohnen: Wogeno, wagnis Wohnbaugruppe („gemeinsam den Traum vom Dorf in der Stadt verwirklichen“)
- Geld: GLS Bank (unsere Hausbank!), Volksbanken (vom Vorreiter Friedrich Wilhelm Raiffeisen)
- Energie: Greenpeace Energy („gemeinsam für die Energiewende“), Energiegenossenschaft Fünfseenland
- Mobilität: Taxi München (und viele Carsharing-Anbieter in Deutschland)
Veranstaltungstipp München: Im Genossenschaftshaus der wagnis eG in der Petra-Kelly-Straße gibt es jeden letzten Freitag im Monat um 15 Uhr eine kostenlose Führung, wo vor allem der spektakulär schöne Dachgarten gezeigt wird. (Treffpunkt ist im Eingangsbereich des Hauses.)
Fun Fact am Rande: Das Kartoffelkombinat-Gründungsjahr, nämlich 2012, war das internationale Jahr der Genossenschaften. Passt also. 🙂
Falls irgendwann mal wieder eine Möglichkeit besteht, positive Beispiele für München zu nennen, empfehle ich die Gemeinwohlbank Sparda und deren Wertekooperator Polarstern (Ökostrom aus Oberbayern)