Die drastischen Kürzungen der USAID-Gelder führen dazu, dass unter anderem lebenswichtige Ernährungsprogramme gestoppt werden. Hilfsorganisationen wie Aktion gegen den Hunger müssen mehr als 50 Projekte in 20 Ländern einstellen, wodurch 1,5 Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht sind. Besonders hart trifft es Kinder: Rund 800.000 Kinder, die bereits in kritischem Zustand sind, verlieren jetzt den Zugang zu Nahrung.
Doch das Problem geht noch weiter: Während bei den Hilfsorganisationen verzweifelt nach Lösungen gesucht wird, stecken gleichzeitig Nahrungsmittelhilfen im Wert von fast 500 Millionen Dollar fest – in Lagern, auf Schiffen, an Grenzübergängen. Und das schlichtweg, weil die Budgets für Logistik und Verteilung der dringend benötigten Lebensmittel gestrichen wurden.
Währenddessen steigen in vielen betroffenen Regionen die Lebensmittelpreise ins Unermessliche, weil Versorgungsnetze zusammenbrechen und Spekulanten sich bereichern. Diese Entwicklung zeigt auf brutalste Weise, wie fragil unser globales Ernährungssystem ist. Es reicht eine politische Entscheidung, ein Finanzloch oder ein Handelskonflikt – und schon ist eine ganze Region von Hunger bedroht.
Was hat das mit uns zu tun?
Auf den ersten Blick scheint dieses Problem weit weg zu sein. Doch die aktuelle Krise zeigt: Unser globales Ernährungssystem funktioniert nicht. Es ist hochgradig abhängig von Märkten, Subventionen und politischen Entscheidungen – und das nicht nur in Krisenregionen, sondern weltweit.
Diese Abhängigkeit führt nicht nur dazu, dass Millionen Menschen hungern, sondern auch dazu, dass Lebensmittel immer stärker zum Spekulationsobjekt werden. Getreidepreise schießen in die Höhe, weil Investoren darauf wetten. Das sind übrigens immer öfter Privatpersonen, die – Trading-Apps machen es möglich – vom Sofa aus oder in der U-Bahn am Rohstoff- oder Lebensmittelhandel „teilnehmen“. Große Agrarkonzerne kontrollieren riesige Teile der Produktion und bestimmen, was, wann und wie angebaut wird. Wer nicht mitspielt, hat es schwer – ob in Kenia, in den USA oder in Deutschland.
Deshalb ist Ernährungssicherheit nicht nur ein Thema für internationale Hilfsorganisationen. Es ist ein Thema für uns alle.
Für uns im Kartoffelkombinat bedeutet Ernährungssicherheit nicht, darauf zu hoffen, dass der Markt schon regelt, was wir essen können. Es bedeutet, regionale Versorgungsstrukturen aufzubauen, die unabhängig von Spekulationen, Dumpingpreisen oder Subventionskürzungen sind. Unsere gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft ist ein Modell für ein Ernährungssystem, das auf echter Stabilität basiert:
Produktion vor Ort: Unser Gemüse wächst nicht irgendwo auf der Welt, sondern auf unseren genossenschaftseigenen Feldern vor den Toren Münchens.
Direkte Verteilung: Es gibt keinen Zwischenhandel, keine Spekulation, kein „Marktversagen“ – die Ernte geht direkt an uns, die Mitglieder.
Langfristige Sicherheit: Weil die Genossenschaft den Betrieb trägt, gibt es keine finanziellen Zwänge, zu Dumpingpreisen zu produzieren und auf Kosten von Umwelt und Menschen kurzfristige Gewinne zu maximieren.
Unabhängigkeit: Wir sind nicht abhängig von Supermarktketten, Agrarkonzernen oder staatlichen Subventionen – sondern versorgen uns selbst.
Die Kürzung der USAID-Gelder ist ein drastisches Beispiel dafür, was passiert, wenn Versorgungssysteme nur funktionieren, solange es „den Mächtigen“ genehm ist. Doch Ernährung und damit das Überleben von Menschen darf keine Frage von Finanzspekulation, geopolitischen Interessen oder Marktlogik sein.