Mit der internationalen grünen Woche startete letzten Donnerstag in Berlin die weltgrößte Messe der Agrar- und Ernährungswirtschaft.
Sie wurde begleitet, von der großen „Wir haben es satt“ Demo bei der ca. 10.000 Menschen am Samstag für die sozial gerechte Agrarwende auf die Straße gingen. Nicht so öffentlichkeitswirksam, aber quasi schon eine Institution, ist die Vorstellung des Kritischen Agrarberichts, bei der Frieder Thomas der Geschäftsführer des Agrar Bündnisses sagte:
„Klima, Corona, Krieg, Welthunger, Artensterben: Die Landwirtschaft und das gesamte Ernährungssystem müssen nicht nur nachhaltiger werden, sondern auch resilienter, krisenfester. Agrarindustrielle Methoden mit ihren ökologischen Kollateralschäden, der hohen Abhängigkeit von fossilen Energien und globalen Lieferketten sind dabei eher ein Problem als Teil der Lösung. Gebraucht werden neue Strukturen – dezentral, regional, vielfältig –, aber auch das Wissen um nachhaltige Produktionsmethoden. Beides muss politisch unterstützt werden. Die notwendigen Veränderungen können jedoch nur gelingen, wenn das Ganze durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten mitgetragen wird und zugleich Einkommensperspektiven für die bäuerliche Landwirtschaft geschaffen werden.“
Der kritische Agrarbericht dokumentiert jährlich die Vielfalt der politischen Debatte zu Landwirtschaft und Ernährung. Er formuliert fundierte Kritik am derzeitigen Agrarsystem, benennt aber auch Konzepte, Ideen und gelungene Praxisbeispiele, wie es anders gehen könnte.
Einen besonderen Schwerpunkt legt der Bericht diesmal auf das Thema Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Umbruch, dem 29 der insgesamt 46 Beiträge gewidmet sind. Der Titel deutet bereits an, dass die Probleme der Zukunft nur durch ein stärkeres Ineinandergreifen von Agrar- und Ernährungswende zu meistern sind.
Damit wären auch die beiden Pole genannt, um die die Texte des diesjährigen Schwerpunkts kreisen: Auf der einen Seite die Frage, wie wir die Agrar-und Ernährungssysteme krisenfester gestalten können; auf der anderen Seite, wie sie transformativ den notwendigen gesellschaftlichen Wandel mitgestalten können. Resilienz durch Transformation könnte die abstrakte Losung sein.
Herausgeber und Autor*innen des Kritischen Agrarberichts haben sich auch in diesem Jahr vorgenommen, diesen gesamtgesellschaftlichen Umgestaltungsprozess mit ihren Beiträgen konstruktiv-kritisch zu begleiten: Hintergründe und oftmals verdeckte Zusammenhänge zu analysieren, gedankliche Impulse zu geben, Geschichten des Gelingens zu erzählen und Mut zu machen. Aber auch Forderungen an die Politik zu richten. So finden sich auch in diesem Kritischen Agrarbericht Kernforderungen an die Bundesregierung – fünf aus jedem der zehn Politikfelder, 50 insgesamt.
Nachzulesen auf: kartoffelkombinat.de/kab-kernforderungen
Der Bericht selbst ist mit ca. 400 Seiten und 46 Beiträgen erneut relativ umfangreich. Besonders interessant erscheint uns jedoch die folgende kleine Auswahl:
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Gemeinwohl statt Profite – Politische Ansätze für einen fairen und transparenten Zugang zu Land
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Neues Miteinander – Solidarische Landwirtschaft in einer Welt voller Krisen
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Ernährungsarmut in Deutschland – Privatisierung des Hungers statt vorsorgender Sozialpolitik
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Der andere Landbau – das andere Geschlecht – Vergessene Pionierinnen des Ökolandbaus
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Krisendünger – Synthetische Düngemittel im Zentrum globaler Ernährungskrisen
Alle Beiträge findet Ihr unter:
kartoffelkombinat.de/kritischeragrarbericht