Diesmal geben wir Euch einen Einblick in die feuchten und dunklen Ecken unserer Gärtnerei und machen uns auf die Suche nach einem Wesen, das wir im Alltag eher selten zu Gesicht bekommen: der Erdkröte.
Aus der Serie: Tiere in unserer Gärtnerei
Bis ins Mittelalter galt die Kröte als hässlichstes Tier der Schöpfung und auch in Märchen machte sie oft keine gute Figur und kam als Teufel oder Hausgeist daher. Sie ist außergewöhnlich anders, mit Gift produzierender Haut, vielen Häutungen und Fähigkeiten, die außerirdisch anmuten. Wird einer Kröte beispielsweise Blutplasma einer Frau injiziert oder in deren Urin gebadet, zeigt sie 12-24 Stunden später an, ob eine Schwangerschaft besteht, indem sie beginnt zu laichen. Was nach magischen Kräften und Hellseherei aussieht, ist einfach erklärt und diente bis in die 1960er Jahre als verbindliche Methode, um Schwangerschaften festzustellen. Durch die Hormone in den entsprechenden Körpersäften wird die Kröte ebenfalls hormonell angeregt und beginnt sich fortzupflanzen.
Bei aller Merkwürdigkeit ist die Kröte ein nicht zu unterschätzender Gewinn für jeden landwirtschaftlichen Betrieb als chemiefreier Nützling, der sich die Schädlinge im wahrsten Sinne des Wortes einverleibt. Auf ihrem Speiseplan stehen Würmer, Asseln, Spinnen und Schnecken sowie viele Insekten, die sie auf ihren nächtlichen Streifzügen erbeutet.
Die Kröte, mit ihrer warzigen grau- bis rotbraunen Haut, liebt feuchte, dunkle Orte und wird ca. 9-12 cm lang und zwischen 30-50 g, in Ausnahmefällen bis zu 150 g schwer.
In der Gärtnerei ist sie im Gewächshaus oder an Heckenrändern anzutreffen. Als wechselwarmes, dämmerungsaktives Tier ruht sie sich tagsüber unter Steinen, Laub, Totholz, Gebüschen oder in selbst gegrabenen Erdlöchern aus – in Strukturen also, die in der aufgeräumten Kulturlandschaft leider oftmals fehlen. Auch sonst hat die Kröte oft das Nachsehen durch intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Pestizideinsatz und Düngung, starke Bodenbearbeitung und häufige Mahd. Hinzu kommen an Straßen fehlende Amphibienunterführungen und tückische Gullies der Straßenentwässerung. Wenn sie nicht überfahren werden, verenden die Tiere häufig in den Gullieschächten, durch deren Gitter sie einfach hindurch plumpsen.
Natürliche Feinde der Kröte sind Graureiher, Greif- und Rabenvögel, Marderarten und Katzen. Vor Feinden schützt sie sich (mit mäßigem Erfolg) mit einem durch die Haut abgesonderten Gift, das zudem den Befall der dauerfeuchten Haut vor Mikroorganismen schützt. Krötengifte sind die am längsten bekannten Tiergifte und wurden schon im Altertum als Heilmittel verwendet.
Im Frühjahr, je nach Witterung beginnt die Wanderung zu den Laichgewässern. Für die Fortpflanzung benötigen die Kröten einen Weiher, Teich oder See. Ihren Laich wickeln sie dabei in Schnüren von 5 bis 8 mm Dicke und 2 bis 5 m Länge um ins Wasser ragende Äste und Wasserpflanzen. Dabei werden zwischen 3.000 und 6.000 Eier gelegt. Nach ca. drei Monaten kommt es dann zum sog. Froschregen, wenn tausende kleine Kaulquappen nach ihrer Metamorphose massenhaft an Land streben, und eine neue Krötengeneration aus dem Wasser steigt. Die kleinen Kröten sind dann gerade einmal 7 bis 12 mm groß. Nach ca. drei Jahren werden sie geschlechtsreif, wobei sie in der freien Natur eine Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren haben(!).
Durch das Bundesnaturschutzgesetz ist die Erdkröte, wie alle Amphibien, besonders geschützt. In einigen Bundesländern ist sie bereits als gefährdet gelistet. Im Kartoffelkombinat prüft die AG Naturschutz aktuell, wie wir den Amphibien auf dem Gärtnereigelände durch Reaktivierung der Teiche helfen können. Wir berichten!