Dürre ist ein komplexes Thema. Und eines, das wir kaum mit unseren Breitengraden in Verbindung bringen. Doch Dürre ist kein Schreckgespenst am fernen Horizont. Der Wassermangel ist ganz real. Vor unserer Haustür.
Wasser ist zwar das Element, das gefühlt überall auf unserem Planeten vorhanden ist, doch nur 40 % davon ist Süßwasser, und davon wiederum stehen uns weltweit nur 0,3 % als Trinkwasser und zur Bewässerung unserer landwirtschaftlichen Flächen zur Verfügung. Schluck!
Laut Expert*innen haben wir derzeit noch ca. 10 Jahre Zeit, um die Wasserkrise in Deutschland zu „lösen“. Danach wird ein sog. Kipppunkt erreicht, nach dem sich der negative Dominoeffekt auf die Menschen und Artenvielfalt kaum mehr aufhalten lässt. Die dystopischen Annahmen antizipieren dann u.a. massenhafte Umsiedlungen aus zu trockenen in wasserreichen Regionen (sog. Wasserflucht) und einen irren logistischen Aufwand lebensnotwendiges Nass zu Mensch, Tier und Feld zu transportieren, wenn der Regen ausbleibt.
9 der 10 wärmsten Jahre seit der Wetteraufzeichnung haben sich in den letzten 20 Jahren ereignet. Und wenn sich die meisten von uns über herrliches Badewetter freuen, wird auch hitzig diskutiert. „Hitze ist nicht gleich Dürre!“, sagen manche. Doch das ist ein Trugschluss. Denn Dürre und Hitze verstärken sich gegenseitig: Wenn es heiß ist, trocknen Böden schneller aus. Ausgedörrte Böden wiederum nehmen Wasser schlechter auf – Niederschlag läuft oberflächlich ab, ehe er einsickern kann. Bei Trockenheit fehlt auch eine natürliche Kühlung unseres Bodens: Normalerweise verdunstet unter Sonneneinstrahlung Wasser – bei Dürre wird deshalb die untere Atmosphäre heißer und trockener. Das heißt unser Leben wird sich verändern: Bruthitze in unseren Städten wird jährlich tausende Leben kosten wie z.B. während der Hitzewelle 2003, Futtermangel für das Vieh aufgrund vertrockneter Wiesen wird ganze Produktionszweige in Bedrängnis bringen und Auswirkung auf Produktion und Preise haben. Ausgetrocknete Flüsse und Seen werden zum massiven Rückgang der Artenvielfalt führen. Eine Entwicklung, die dann außerhalb unseres Einflusses liegt, wenn wir uns nicht jetzt mit aller Kraft dem Aufhalten des Klimawandels widmen. Und ganz regional betrachtet: Hitze, Dürre, Artensterben – alles weit weg von uns?
Unsere Lebensmittel sind im Wachstum und der Erzeugung genauso auf Wasser angewiesen wie alles Leben. Verschiedene Lebensmittel benötigen dabei unterschiedliche Mengen Wasser. Wie dringend es ist, den indirekten Wasserverbrauch durch den Konsum von Produkten, die wenig Wasser benötigen, zu senken, wird immer deutlicher. Fleisch, Kaffee, Kakao sind die durstigsten Lebensmittel in der Erzeugung. Gemüse und Obst fallen sehr viel weniger ins nasse Gewicht. Vor allem saisonal erzeugte Produkte sind immer die bessere Wahl, was den ökologischen und den H2O-Fußabdruck angeht.